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Summer School: Deutungen der Reformation, Rome

Rome, 15. - 30.08.2015
Deadline: Jun 10, 2015

Deutungen der Reformation.

Theologische, kulturelle und gesellschaftliche Implikationen aus 500
Jahren

Summer School

Rom, 15. – 30. August 2015

Seit dem Thesenanschlag Martin Luthers, der als markanter Auftakt der
europäischen Reformation gilt, sind fast 500 Jahre vergangen. In
Kooperation mit der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu
Berlin nimmt dies die Guardini Stiftung zum Anlass, in einer Reihe von
Summer Schools nach der Bedeutung der Reformation für Theologie und
Gesellschaft der Neuzeit und ihrem Nachwirken auf die Gegenwart zu
fragen. Die erste Summer School in dieser Reihe wird vom 15. bis 30.
August 2015 in Rom stattfinden. Zur Bewerbung eingeladen sind jüngere
Wissenschaftler/-innen (Doktoranden, PostDocs, Masterstudenten) aus
allen einschlägigen Disziplinen.

Die Bedeutung der Reformation als epochales Ereignis, das eng mit den
Grundprinzipien der europäischen Neuzeit verknüpft ist, dürfte
unstrittig sein. Persönliche Freiheit, die Rolle des Subjekts,
Aufklärung, Toleranz etc. sind Schlagworte, deren neuzeitliche Prägung
vom Einfluss reformatorischer Ideen nicht zu trennen ist. Gleichzeitig
lassen sich aber auch Begriffe wie Individualismus, Bindungslosigkeit,
Säkularisierung, Radikalisierung oder Nihilismus einwerfen, mit denen
oft die Schattenseiten der neuzeitlichen Entwicklung aus (nicht nur)
theologischer Sicht beschrieben werden. Was wirklich die „Folgen der
Reformation“ sind, ist eine Debatte, die weit über die Theologie
hinausgreift. Die Summer School versucht sich dem zu stellen mit einer
Betrachtung, die eine Vielfalt von Deutungen zulässt und
interkonfessionell wie auch interdisziplinär angelegt ist.

Einen Schwerpunkt der Debatte werden abweichende Sichtweisen der
Reformation in protestantischen und katholischen Auslegungen bilden.
Zwar gibt es hier mittlerweile viele Konvergenzen und von beiden Seiten
erstaunliche Vorschüsse für die andere Konfession, dennoch bleibt die
theologische Auseinandersetzung ein Kernpunkt für das Verständnis der
Reformation und ihrer Geschichte. Die Debatte soll sich aber keineswegs
allein auf ein Konstatieren historischer Entwicklungen oder
konfessioneller Streitigkeiten beschränken, sondern vielmehr einen
philosophischen und gesamtgesellschaftlichen Blick auf die Bedeutung
der Reformation ermöglichen, von beispielsweise Hegels Lesart des
Protestantismus als letzter und höchster Formation des Christentums
über Nietzsches Kritik am „Pöbelhaften“ der Reformation bis hin zur
Säkularismusdiskussion unserer Tage etwa bei Charles Taylor.

Die Reformation hat darüber hinaus eine ganze Reihe von kulturellen,
wirtschaftlichen, politischen oder gesellschaftlichen Implikationen,
die nur indirekt mit der Rolle der Religion zu tun haben und eine
Betrachtung aus verschiedenen Disziplinen herausfordern: die
protestantische Arbeitsethik als Grundlage für einen neuen Geist des
Kapitalismus, die grundsätzliche Verschiebung zu einer neuen
Nüchternheit in der Bildenden Kunst, die Betonung der Bildung und der
Schrift, die neue Wertigkeit der nationalen Sprachen – all das ist nur
eine kleine Auswahl von Entwicklungen, die einen umfassenden und
interdisziplinär vielseitigen Blick auf die Reformation ermöglichen.

Veranstalter

Träger der Summer School sind die Guardini Stiftung und die Guardini
Professur an der Berliner Humboldt-Universität. Die Stiftung hat in der
Vergangenheit maßgeblich hingewirkt auf die Wiedererrichtung des
Guardini-Lehrstuhls, die 2004 an der Theologischen Fakultät der
Humboldt-Universität zu Berlin gelungen ist. Mit Blick auf ihre Ziele,
Aktivitäten und die Zusammensetzung ihrer Gremien ist die Guardini
Stiftung ökumenisch ausgerichtet und versteht sich auch als Plattform
des Dialogs mit Vertretern der Weltreligionen. Sie hat es sich zur
Aufgabe gemacht, Romano Guardinis triadischen Ansatz (das Dreieck von
Kunst, Glaube und Wissenschaft) in Forschung und Lehre nutzbar zu
machen und mit einer Vielzahl von Veranstaltungen in den öffentlichen
Diskurs zu tragen.

Teilnehmer

Eingeladen zur Bewerbung sind Doktoranden/innen, Post-Docs und
Masterstudierende aus allen einschlägigen Fachrichtungen, insbesondere
Theologie, Philosophie, Literatur- und Kunstwissenschaften, Geschichte
etc. Eine konfessionelle Ausgeglichenheit wird vom Veranstalter
angestrebt. Teilnehmende aller Konfessionen und Weltanschauungen sind
willkommen, vorausgesetzt wird jedoch ein originäres Interesse an
Fragen, die mit der Theologie verknüpft sind.

Organisatorisches

Die Summer School wird geleitet von einem Team von ausgewählten
Wissenschaftlern/-innen, dem Prof. Ugo Perone (Guardini Professor),
Prof. Dorothea Wendebourg, Prof. Notger Slenczka, Prof. Martin Ohst
u.a. angehören werden. Sie leiten zusammen mit weiteren Lehrenden die
Summer School und stehen allen Teilnehmenden für Gespräche und Beratung
zur Verfügung.

Für die zwei Wochen der Summer School organisiert das Kollegium
gemeinsame Lektüre- und Seminarsitzungen. Außerdem wird es an mehreren
Abenden Vorträge der Lehrenden oder von externen Gästen geben. Ebenso
werden alle Teilnehmer Zeit haben, auch ihre eigenen Projekte und Ideen
vorzustellen. Alle Veranstaltungen werden genügend Raum für die
Diskussion und gemeinsame kritische Auseinandersetzung bieten. Als
zusätzliches und fakultatives Angebot werden wir gemeinsame
reformationsbezogene Exkursionen zu ausgewählten Orten Roms vorbereiten.

Die Summer School wird in Deutsch gehalten, Vorträge und Diskussionen
auf Englisch sind jedoch ausdrücklich willkommen. Internationale (und
nicht-muttersprachliche) Interessenten sind zur Bewerbung ausdrücklich
eingeladen, sie sollten aber in der Lage sein, einer Diskussion in
deutscher Sprache zu folgen.

Zeitplan

Anreise: Sonntag, 16.8.2015

Beginn der Summer School: Montag, 17.8.2015

Ende der Summer School: Freitag, 28.8.2015

Abreise: Sonntag, 30.8.2015

Teilnahmegebühr: 80 €

Reisekosten bis zu einer Höhe von max. 150 € werden bei Vorlag von
Ticket/ Quittung erstattet. Ebenso werden die Kosten für Unterkunft und
Verpflegung (Halbpension) von den Organisatoren getragen.

Ort: Casa Valdese (beste Lage im Zentrum Roms), Via A. Farnese 18,
00192 Rom

Exposé

Zentral für die Bewerbung ist, neben den üblichen Unterlagen
(Motivationsskizze, CV), die Vorstellung eines eigenen Konzepts oder
einer Fragestellung, die im Rahmen der Summer School präsentiert und
diskutiert werden kann. Ein solches Konzept kann von eigenen
Forschungen ausgehen, auf Erfahrungen und Beobachtungen beruhen oder in
Form von konkreten Fragen zur Deutung der Reformation formuliert sein.
Das Exposé sollte eine Länge von 400 Wörtern (ca. eine Seite) nicht
überschreiten.

Bewerbungsunterlagen

Einzusenden sind

- Anmeldeformular (verbindliche Anmeldung),

- kurzer CV,

- aussagekräftiges Motivationsschreiben (150 – 200 Wörter),

- Kurzexposé (s. oben, < 400 Wörter).

(CV, letter of motivation and exposé may also be submitted in English)

Senden Sie bitte alle Unterlagen in einer Datei mit Anschreiben an die
Geschäftsstelle der Guardini Stiftung, am besten als PDF per Email an
diese Adresse: info@guardini.de

Bewerbungsschluss ist am 10.6.2015. Die Mitteilung über eine Teilnahme
an der Summer School erfolgt bis 1. Juli 2015.

in Verbindung mit der Guardini Professur für Religionsphilosophie und
katholische Weltanschauung an der Berliner Humboldt-Universität

Kurse/ Seminare: (mögliche Themen)

Reformation: Ideen und Protagonisten

Kernthemen der Reformation erarbeitet anhand von ausgewählten und
exemplarischen Texten: Reflexion über die Freiheit des (christlichen)
Individuums, Selbstthematisierung des Subjekts, Bedeutung der Schrift
(sola scriptura), Rolle des Glaubens und der Gnade (sola fide, sola
gratia). Ebenso Rückgriff auf zentrale Texte, die das Ansinnen einer
Re-formation, d.h. Rückgriff auf die Tradition und Neubesinnung,
verdeutlichen: etwa Schriften Luthers bis 1520 und frühe Texte
Melanchthons mit ihrer Rezeption der (augustinischen) Mystik, Luthers
Rezeption des Bernhard von Clairvaux in der Ersten Psalmenvorlesung und
im Römerbriefkommentar; Rezeption der Theologia Deutsch und Taulers.

Kritik der Reformation: Humanismus und Kath. Reform

Sicht bedeutender Gegner Martin Luthers: etwa Girolamo Seripando,
Johannes Eck, Bartolomé Carranza, Diego Lainez, Gasparo Contarini u.a.
Doch ist es das Anliegen, die Perspektive nicht auf alte Konflikte zu
verengen (wie sie etwa im polemischen Begriff der „Gegenreformation“
zum Ausdruck kommen), sondern den Blick auf die Reformation als
epochales, die kulturellen Codierungen umwälzendes Ereignis und seine
Auswirkungen auf das religiös-politische-kulturelle „Establishment” der
Zeit zu lenken. Die Auswahl soll einen weiten Bogen spannen, angefangen
von Erasmus über Thomas Morus oder Ignatius von Loyola bis hin zu Karl
V.

Rezeptionslinien: Die Reformation als Inspiration und als Schrecken
(bis heute)

Die Reformation hat im Laufe der Jahrhunderte (bis heute) die
unterschiedlichsten Deutungen und Wertungen erfahren. Exemplarisch
seien hier genannt: Hegel, Schleiermacher, Gogarten, Troeltsch, Tillich
in einer eher affirmativen Lesart, Johann Adam Möhler, der späte
Schelling oder Nietzsche in sehr unterschiedlich akzentuierten
kritischen Wendungen gegen die Reformation, der Theologe Romano
Guardini oder der Schriftsteller Hugo Ball aus katholischer
Perspektive, die Analyse des Protestantismus im Hinblick auf die
Arbeitsethik bei Max Weber, oder schließlich die Säkularismusdebatte
unserer Tage etwa bei Charles Taylor. Der Kurs wird anhand ausgewählter
Positionen ein Bild der Reformation als einem historischen Ereignis
zeichnen, das bis in die Gegenwart hinein breite gesellschaftliche
Wirkung entfaltet.

Tagesprogramm (Beispiel)

09.00 – 10.30h Seminar

für alle gemeinsam

Vorstellung und Diskussion der Impulsreferate aller Teilnehmer

11.00 – 13.00h Lektürekurs

in zwei Gruppen: gemeinsame Erarbeitung und Debatte ausgewählter Texte

19.00 – 20.00h Abendvortrag mit anschließender Diskussion

für alle gemeinsam; wahlweise auch externe Gäste als Vortragende

An den Abenden und/oder Wochenenden gemeinsames Kulturprogramm und
Besichtigungen für alle, die dies wünschen.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden mit Ende der Summer School
eine Teilnahmebestätigung erhalten.
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