21:56 Conf, "Bankiers als Akteure in Nordosteuropa", Lueneburg | |
Subject: CFP: Bankiers als Akteure in Nordosteuropa (Lueneburg, 28-30 Sep 17) Lüneburg, Nordost-Institut (IKGN e. V.) an der Universität Hamburg, 28. - 30.09.2017 Deadline: Nov 30, 2016 Geld, Prestige und Verantwortung: Bankiers als Akteure im wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Netzwerk in Nordosteuropa des 16.-20. Jahrhunderts Eine internationale Tagung veranstaltet von dem Nordost-Institut (IKGN e. V.) in Lüneburg und dem Institut für Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Bankiers förderten als Unternehmer, Kontaktbezieher und -vermittler, Auftraggeber und Mäzene die soziokulturelle Stadt- und Regionalentwicklungen maßgeblich. Besonders die politisch-urbanen Zentren profitierten von ihrem Unternehmergeist und den beziehungspolitischen Verflechtungen. Im Gegensatz zu anderen Regionen hat die Kulturgeschichtsschreibung in Nordosteuropa dem Gewerbe des Bankiers bislang wenig Aufmerksamkeit gewährt. Es wurde zwar zum Untersuchungsfeld der Wirtschaftsgeschichte und der sozialgeschichtlichen Bürgertumsforschung, die sich jedoch meist auf Banken als Institutionen bzw. auf der bürgerlichen Herkunft der Bankiers fokussierten. Dabei blieben die regionalen Erfahrungen, geographische und sozio-politische Besonderheiten der nordosteuropäischen Regionen oft unberücksichtigt. Darüber hinaus lag der zeitliche Schwerpunkt überwiegend auf der Moderne, während die Erforschung der früheren Phasen des Bankwesens viele Lücken aufweist. Zudem stellt eine von westlichen Präfigurationen befreite Untersuchung nordosteuropäischer Bankiers in einem breiteren methodischen wie zeitlichen Rahmen ein Forschungsdesiderat dar. Auf der geplanten Tagung soll daher erörtert werden, welche Rolle Bankiers im politischen, sozialen und kulturellen Leben Nordosteuropas spielten und inwiefern bestimmte Charakteristika der Region dabei prägend waren. Folgerichtig wird die geplante Tagung in drei thematische Blöcke aufgeteilt: a) Bankiers als Unternehmer Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die Geldwirtschaft von den Privatbankiers bestimmt. Die als Familien- bzw. Eigentümerunternehmen geführten Privatbanken in Danzig, Reval oder Königsberg spielten eine wichtige Rolle beim Aufbau und der Finanzierung wichtiger Wirtschafts- und Industriebereiche in Nordosteuropa. Durch den im ausgehenden 19. Jahrhundert angesetzten Übergang vom Eigentümer- zum modernen Managerkapitalismus musste die Rolle der Privatbanken vielfach neu definiert werden. Es zählte vor allem, welchen Einfluss sie auf die geschäftlichen Beziehungen des jeweiligen Landes, auf Industrie und Handel, Landwirtschaft und Gewerbe auszuüben vermochten. Die Finanzunternehmer avancierten immer mehr zu Diplomaten und Industriespezialisten, die zwischen politischen und wirtschaftlichen Interessen zu vermitteln wussten. - Wie war die wirtschaftliche Situation der Finanzunternehmen in Nordosteuropa und welchen Dynamiken unterlag sie? - Welchen Einfluss hatten die Privat- und Managerbankiers auf die wirtschaftliche Entwicklung der jeweiligen Region? - Welche Rolle spielten die Verwandtschaftsbeziehungen beim Aufbau von geschäftlichen Vertrauensnetzwerken? b) Bankiers als Politiker und Kontaktvermittler Der Verdacht, Bankiers könnten als graue Eminenzen hinter politischen Entscheidungen stehen, ist so alt wie ihr Gewerbe. Doch auch dort, wo Bankiers keinerlei politischen Einfluss anstrebten, waren sie auf die Kooperation und das Wohlwollen der Machthabenden angewiesen. Dabei konnten die Machtbeziehungen so unterschiedlich sein, wie die jeweiligen Interessen. Für viele Bankiers waren gute Beziehungen zur Obrigkeit hauptsächlich wichtig, um ihre Geschäfte vor Eingriffen der regulierenden Herrschaft zu schützen. Umgekehrt fungierten viele Bankiers den politischen Machthabern als Berater in finanziellen Dingen, für die diesen das Fachwissen fehlte. Überdies war es keine Seltenheit, dass Bankiers auf kommunaler Ebene tätig wurden, wobei besonders soziale Maßnahmen (Wohltätigkeit, Sport oder Kultur) im Vordergrund standen. - Auf welchem Wege kamen die Beziehungen zwischen Finanz- und politischen Eliten zustande? Welche Interessen waren maßgeblich, welche Abhängigkeitsverhältnisse bestanden? - Welche Rolle spielten die internationalen Netzwerke der Bankiers für die nationale/regionale Politik? - Welche Formen sozialpolitischen Engagements gab es, welche Ziele verfolgten die Bankiers mit ihnen und wie wurde ihre Aktivität in der Öffentlichkeit wahrgenommen? c) Bankiers als Kunst- und Kulturförderer Die gesellschaftliche Position der Bankiers forderte einen angemessenen repräsentativen Rahmen. Sowohl für die Aufsteiger als auch für die alten Geschlechter war die Prachtentfaltung für die Legitimierung bez. Bestätigung ihres Prestiges unentbehrlich. Die überregionale Tätigkeit der Bankiers begünstigte die Erweiterung ihres kulturellen Horizontes. Folglich wurden sie oft zu „Trendsettern“, die das Repräsentationspotential neuer Artefakte oder Moden für sich selbst und für ihre Kundschaft entdeckten. Die Handelswege und Kontore bzw. Bankhäuser der Bankiers funktionierten daher als Kontaktrouten und - zonen, die den transregionalen Austausch von Gütern, Ideen, Moden, Technologien und Wissen ermöglichten. - Welche Repräsentationsmittel und -strategien nutzten Bankiers um ihre Position zu untermauern? Waren sie als Kunststifter, und -förderer oder Sammler aktiv? - Übernahmen die Bankiers Repräsentationsstrategien anderer gesellschaftlicher Gruppen oder kreierten sie spezifische Verhaltensmuster? Lässt sich ein typisches Verhalten eines Bankiers als Kunststifter, Mäzen oder Sammler rekonstruieren oder verfolgten einzelne Bankiers individuelle Strategien? - Lassen sich im Luxusgüterkonsum der Bankiers in Nordosteuropa Präferenzen für Produkte, bzw. Moden aus bestimmten Kunst- und Kulturzentren beobachten? Überlappt sich diese Orientierung mit ihren politischen bzw. wirtschaftlichen Wirkungsgebieten? Vorschläge (auf Deutsch oder Englisch) mit einem maximal halbseitigen Abstract und einem kurzen CV sollen bis zum 30. November 2016 bei allen VeranstalterInnen PD Dr. David Feest (D.Feest@ikgn.de), Prof. Dr. Aleksandra Lipinska (aleksandra.lipinska@ kunstgeschichte.uni-muenchen. de), PD Dr. Agnieszka Pufelska (a.pufelska@ikgn.de) eingereicht werden. Ausgewählte BewerberInnen werden bis zum 15. Dezember 2016 informiert. Eine Publikation ausgewählter Beiträge ist vorgesehen. Die Reise- und Übernachtungskosten können für Vortragende übernommen werden. | |
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